Treffen der Alpenstädte

Vertreter:innen des Vereins Alpenstadt des Jahres trafen sich am 17. und 18. März zur Mitgliederversammlung in Sondrio/IT. Neben Inputs zum Thema naturbasierte Lösungen und regem Austausch zu Lebensqualität im Alpenraum gab es gemeinsame Erkundungen der im Veltlin liegenden Stadt und ihrer Umgebung.

«Wir haben uns der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung unserer Stadt verpflichtet, indem wir auf die Werte wie Solidarität, Identität, Nähe zum Umland und Zugänglichkeit setzen», erklärt Stadträtin Marcella Fratta. Gemeinsam mit Bürgermeister Marco Scaramellini hat sie die Delegationen der Alpenstädte nach Sondrio geladen und präsentiert an der Mitgliederversammlung die unterschiedlichen Maßnahmen in ihrer Stadt: Im Bereich Mobilität setzt Sondrio auf Fahrrad- und eMobilität, Einrichtung neuer Rad- und Fußwege oder Bike-Sharing. Energie ist ebenfalls ein zentrales Thema, so werden beispielsweise Solarfarmen installiert, um kommunale Einrichtungen mit erneuerbarer Energie zu versorgen, sowie intelligente Heizungs- und LED-Beleuchtungssysteme beworben bzw. eingeführt. Außerdem soll Sondrio eine grüne Stadt bleiben – öffentliche Grünflächen wie Parks, Bäume und Naturschutzgebiete liegen der Stadt besonders am Herzen. Ebenso wie Kunst und Kultur – so gibt es etwa seit fast 40 Jahres ein internationales Festival, das Dokumentarfilme zu Naturparks auszeichnet.

Während der Versammlung gab es Diskussionen zu „Lebensqualität im Alpenraum“, welches Slowenien als Thema für ihre Präsidentschaft der Alpenkonvention gewählt hat. Die Vertreter:innen der Städte brachten unterschiedlichste Aspekte und Herausforderungen ein, die sie aktuell und in Zukunft beschäftigen: Vom demographischen Wandel – von einem Zuwachs der Bevölkerung in manchen Städten, aber auch von einem Bevölkerungsrückgang in anderen, über Mobilität und Tourismus bis hin zu Bildung.

Naturbasierte Lösungen

Ist die Zukunft der Menschheit urban? Wie wird sie aussehen, beeinflusst durch den Umwelt- und Klimawandel? Mit dieser Frage startete Silvia Croce von der Akademie der Wissenschaften EURAC am Nachmittag ihren Input über das „JUSTNature Projekt“. Städte seien einer der Hauptverursacher des Klimawandels und gleichzeitig besonders betroffen von dessen Auswirkungen. Es gebe jedoch zahlreiche Lösungen, um etwa Flächen sinnvoll zu nutzen: beispielsweise Solarenergiesysteme wie Photovoltaik, grüne Lösungen wie Dachbegrünungen und Parks, Gewässer, urbane Landwirtschaft oder die Verwendung kühlender und innovativer Materialien. Sie alle sind Teil des umfassenderen Konzepts der naturbasierten Lösungen (NbS). Diese zielen darauf ab, die Natur bei der Bewältigung von Herausforderungen wie Klimawandel, Ernährungssicherheit oder Wasserressourcen zur Unterstützung zu bitten. Naturbasierte Lösungen tragen zu einer sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Stadtentwicklung bei. Sie fördern Biodiversität, erhöhen die Widerstandsfähigkeit sowie Gesundheit und Wohlbefinden, ermöglichen sozialen Zusammenhalt, Naturerlebnis und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.
Ein spannendes Beispiel, das Silvia Croce präsentierte, sind die so genannten „Parklets“: Straßenparkplätze werden durch die Installation von einfachem Mobiliar wie Sitzgelegenheiten, Pflanzen oder Fitnessgeräten vorübergehend zu öffentlichen Räumen, niederschwellig, kostengünstig und wirksam. Dort können sich die Menschen begegnen und erholen und der Rad- und Fußverkehr wird gefördert.
Die EURAC arbeitet eng mit der Alpenstadt Bozen-Bolzano zusammen, da die Stadt aufgrund ihrer Lage und ihrer klimatischen Eigenschaften zu den heißesten Städten Italiens zählt, vergleichbar mit beispielsweise Palermo, setzt die Stadtverwaltung einen starken Fokus auf die Umsetzung von grünen Lösungen.

Am Abend luden die Verantwortlichen der Initiative “ADDA Food Art Valley” zur Verkostung von regionalem Käse und Wein. Ziel des Projekts ist es, die sieben Städte am Fluss Adda mit ihrem Umland zu verbinden und das soziokulturelle, kulinarische, künstlerische und historische Erbe der Region aufzuwerten.

Als Begleitprogramm zum Treffen führte Marcella Fratta die Delegationen der Alpenstädte durch Sondrio, zeigte historische Gebäude, Parks und Maßnahmen zur nachhaltigen Mobilität, wie etwa den Radbahnhof. Am Samstag erkundeten die Besucher:innen aus mehreren Alpenländern die Umgebung von Sondrio.

Der Verein bedankt sich herzlich bei Marcella Fratta und ihrem Team für die Organisation und den fruchtbaren Austausch und freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit.