Bozen ist die Landeshauptstadt Südtirols, seit früher Geschichte treffen sich hier die verschiedensten Völker Europas, denn als Alpenüberquerung hatte der Brennerpass bereits zur Römerzeit eine ...
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«Bozen ist die Landeshauptstadt Südtirols, seit früher Geschichte treffen sich hier die verschiedensten Völker Europas, denn als Alpenüberquerung hatte der Brennerpass bereits zur Römerzeit eine wichtige Bedeutung. Von den 100.630 Einwohnern (Stand Jahr 2007) sind ca. 67 % italienischer Muttersprache, ca. 23 % deutscher Muttersprache und ca. 1 % ladinischer Muttersprache; ca. 9 % sind Nicht-EU-Bürger. Aufgrund der günstigen Lage südlich des Brennerpasses, hat sich hier schon früh eine Handelstätigkeit entwickelt. Später kam dann noch der Marktsiegel hinzu. Auch heute sind der Handel- daraus verstärkt auch der Dienstleistungssektor und der Fremdenverkehr die Pfeiler der lokalen Wirtschaft. Unterbrochen wurde diese Tradition in der für das Land Südtirol unsäglichen Faschismus-Epoche, in der von außen die Aussiedlung von Schwerindustrie vorangetrieben wurde.
Bozen liegt in einem engen Talkessel, was eine begrenzte Fläche zur Bebauung mit sich bringt. Die Hangverbauung wird seit jeher unterbunden, was zur Folge hat, dass die reizvollen Rebanlagen einen traumhaften Ring um die Stadt Bozen bilden. Bozen verfügt weiters über ein sehr gut ausgebautes Radwegenetz, das von den Bürgern sehr gut genutzt wird.
Einige Bildungsstätten in Bozen haben sich der Alpen-Forschung verschrieben. Die Freie Universität Bozen bietet alpenbezogene Agrartechnik-Lehrgänge an, und die Europäische Akademie beherbergt ein Institut zum Thema Alpine Ökologie. Im Bozner Messezentrum werden zudem vorwiegend alpenspezifische Fachveranstaltungen organisiert. Weiters ist die Stadt Sitz der Alpenbeobachtungsstelle des Ständigen Sekretariats der Alpenkonvention. Der Tourismus spielt eine wichtige Rolle. Besonders geschätzt wird die historische Altstadt Bozens, aber auch Reinhold Messners "Mountain Museum" sowie das Archäologische Museum, welches die 5.400 Jahre alte Gletschermumie "Ötzi" ausstellt, sind Touristenattraktionen. Auch als Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren in die nahe gelegenen Berge, unter anderem die Dolomiten, eignet sich Bozen. Drei Seilbahnen verbinden die Stadt direkt mit dem umliegenden Berggebiet, ein Angebot, das auch von den Stadtbewohnern gerne in Anspruch genommen wird.
Die Stadt ist Titelträgerin, weil...
Bozen ist mit 100'000 Einwohnern eine der grössten Städte der Alpen und seit dem Mittelalter (Stadtrecht ab 1191) eine bedeutende Handels- und Messestadt an der wichtigsten Verkehrsachse über die A...»
«Bozen ist mit 100'000 Einwohnern eine der grössten Städte der Alpen und seit dem Mittelalter (Stadtrecht ab 1191) eine bedeutende Handels- und Messestadt an der wichtigsten Verkehrsachse über die Alpen, dem Brenner. Die Eisenbahn und die Autobahn führen unmittelbar am Stadtzentrum vorbei und bringen der Stadt nicht nur eine Anbindung an das internationale Verkehrsnetz, sondern auch starke Umweltbelastungen. Besonders bei meteorlogisch ungünstigen Lagen (Inversion) konzentrieren sich im Talkessel von Bozen die Luftschadstoffe, verursacht durch den städtischen, regionalen und internationalen Verkehr. Seit dem Jahr 2005 verfügt die Provinz Bozen mit dem Luftqualitätsplan, der unter anderem Verkehrsbeschränkungen zu Stosszeiten vorsieht, über ein ganzes Instrumentarium von Massnahmen, um die Luftqualität zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist auch der geplante "Klimapakt" erwähnenswert. Die Stadt Bozen soll innerhalb der nächsten zehn Jahre klimaneutral werden, das heisst: Die Stadt darf nur mehr so viel CO2 produzieren wie im Stadtbereich durch natürliche Vorgänge gebunden werden kann. Der "Klimapakt" hat für andere Städte in den Alpen Vorbildcharakter.
Die Stadt Bozen hat im strategischen Entwicklungsplan die Leitgedanken für eine nachhaltige Zukunft formuliert. Laut diesem grundlegenden Dokument versteht sich Bozen unter anderem als "Stadt der Berge" und als "Tor zu den Dolomiten" und will die Beziehungen Stadt - Berggebiet aufwerten. Dies ist eines der fünf Ziele des Projektes "Alpenstadt des Jahres". Auch die anderen Projektziele wie die Zusammenarbeit mit anderen Städten im Alpenraum, die nachhaltige Nutzung von Ressourcen, die Teilnahme am Stadtleben (auch von Menschen anderer Kulturen) finden sich im strategischen Entwicklungsplan.
Die Stadt Bozen hat in den letzten Jahren vorab in den Bereichen der Bildung und des Kulturtourismus wichtige Meilensteine erreicht. Seit 1998 ist Bozen Universitätsstadt. Zudem verfügt die Stadt mit der Europäischen Akademie (EURAC) über eine wichtige Institution mit mehreren hervorragenden Studiengängen mit Bezug zu den Berggebieten; zudem ist der EURAC auch das Alpenbeobachtungs- und Informationssystem der Alpenkonvention angegliedert. Mit dem Archäologischen Museum ("Ötzi") und dem Messner Mountain Museum konnten zwei attraktive Einrichtungen für kulturell interessierte Gäste geschaffen werden.
Kurz: Die Stadt Bozen verfolgt mit dem geplanten "Klimapakt" eine vorbildliche Politik zur Reduktion gesundheitsgefährdender und klimaschädigender Emissionen. Der "strategische Entwicklungsplan" der Stadt enthält alle Ziele des Projektes "Alpenstadt des Jahres" und packt auch schwierige Bereiche wie den Verkehr an. Konzeptionell verfügt die Stadt Bozen über hervorragende Voraussetzungen; nun geht es darum, die Ziele mit geeigneten Massnahmen umzusetzen.
Mit der Verleihung des Titels "Alpenstadt des Jahres" ermuntert die Jury die Behörden der Stadt Bozen, sich mit Elan und Ausdauer für eine nachhaltige, lebenswerte Stadt einzusetzen und namentlich den geplanten Klimapakt mit dem Ziel der CO2-Neutralität bis 2030 umzusetzen. Der Titel ist zudem eine Einladung an die Bevölkerung und alle gesellschaftlichen Gruppierungen, sich während eines Jahres vertieft mit der "doppelten" Identität - der städtischen und der alpinen - auseinanderzusetzen, die Beziehungen zum Umland auszubauen und sich mit Nachbargemeinden und den anderen Alpenstädten zu vernetzen. Das Projekt "Alpenstadt des Jahres" leistet so einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Alpenkonvention.
In Bozen sind die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Alpenstadtjahr gegeben. Die Jury freut sich auf ein anregendes Alpenstadtjahr 2009 in Bozen.
15. Juni 2008
Gerhard Leeb, Andreas Weissen