Brig-Glis (nach Fusion der Gemeinden Brig, Glis und Brigerbad im Jahr 1973) versteht sich als Dienstleistungszentrum des deutschsprachigen Oberwallis, welches im Süden an Italien grenzt und vom ...
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«Brig-Glis (nach Fusion der Gemeinden Brig, Glis und Brigerbad im Jahr 1973) versteht sich als Dienstleistungszentrum des deutschsprachigen Oberwallis, welches im Süden an Italien grenzt und vom mediterranen Klima beeinflusst wird. Die Rolle als Dienstleistungszentrum und Verkehrsknotenpunkt entstand mit dem Bau des Simplontunnels, der 1906 eingeweiht wurde und den Anschluss an das europäische Schienennetz bedeutete. Zum Dienstleistungsbereich gehören auch ein weit ausgebautes Bildungssystem mit einer kantonalen Mittelschule, die auf der Tradition eines 300-jährigen Jesuitenkollegiums beruht, und einer tertiären Stufe mit einer Pädagogischen Hochschule, einer Fernuniversität/Fachhochschule sowie einem privaten internationalen Universitätszentrum für Hotelmanagement. Erfreulicherweise nimmt die Zahl der Übernachtungen konstant zu. Die TouristInnen schätzen Brig wegen seiner zentralen Lage und der Möglichkeit zu Ausflügen in die Region und nach Italien. Ein Hauch von Italianità prägt auch die Altstadt mit ihrem Wahrzeichen, dem Stockalperschloss, benannt nach dem Grossen Stockalper, dem Handelsherr und "Fugger der Alpen", welcher dieses Repräsentationsgebäude als der Schweiz grösstes seiner Zeit im 17. Jahrhundert erbauen liess. 100 Jahre nach dem Bau des Simplontunnels kündet sich ein neues Eisenbahnzeitalter an: Die Eröffnung der NEAT Lötschberg wird die Bahnreise nach Norden um 40 Minuten verkürzen. Ausserdem befindet sich in der Bahnstadt Brig das Contact Center der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) mit über 250 Beschäftigten, welche auf elektronischen Kommunikationskanälen weltweit Auskünfte erteilen und Billette ausstellen.
Die Stadt ist Titelträgerin, weil...
Doch nicht die Berge, sondern die Übergänge haben seit jeher die Geschichte von Brig geprägt. Der Name "Brig" leitet sich vom Walliserdeutschen Wort "Brigga" ab, was Brücke bedeutet. Die Brückens...»
«Doch nicht die Berge, sondern die Übergänge haben seit jeher die Geschichte von Brig geprägt. Der Name "Brig" leitet sich vom Walliserdeutschen Wort "Brigga" ab, was Brücke bedeutet. Die Brückenschläge über die Rhone und über die Saltina erlaubten den Zugang zu den Pässen im Goms, in die übrige Schweiz und vor allem in Richtung Italien. Über den 2000 Meter hoch gelegenen Simplon liess Napoleon die erste Passstrasse der Westalpen errichten. Der leitende Ingenieur meldete 1805 dem französischen Kaiser: "Die Alpen existieren nicht mehr." Ähnlich euphorisch waren wohl auch die Bauleute, die hundert Jahre später im Jahr 1906 den Simplontunnel dem Verkehr übergaben, den längsten Eisenbahntunnel durch die Alpen.
Brig wirkt auf BesucherInnen sehr städtisch. Die Bahnhofstrasse, der italienisch anmutende Stadtplatz und die historische Altstadt mit dem barocken Stockalperschloss und der Jesuitenkirche aus dem 17. Jahrhundert lassen Brig grösser und mächtiger scheinen als es in Wirklichkeit ist. Erst dank der Fusion mit Glis, dem kirchlichen Zentrum eines grossen Teils des deutschsprachigen Wallis, erreichte Brig die statistische Grösse einer Schweizer Stadt und heisst seither offiziell Brig-Glis.
Im Unterschied zu früheren Epochen hat Brig-Glis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts viel von seiner internationalen Ausstrahlung verloren und droht, in provinzielle Bedeutungslosigkeit zu versinken. Von der geographischen Lage her wäre die Kleinstadt geradezu prädestiniert, wirtschaftliche, kulturelle und politische Brücken zu den französisch und italienisch sprechenden Nachbarn zu schlagen und gleichzeitig als dynamisches Zentrum einer lebendigen Bergregion zu wirken.
In letzter Zeit erkennen und nutzen die Behörden und die Bevölkerung von Brig-Glis in zunehmendem Masse die Potenziale ihrer Stadt. Mit der Grenzstadt Domodossola im benachbarten Piemont wird eine enge Kooperation in unterschiedlichen Bereichen angestrebt. Auch setzt sich die Stadt Brig-Glis in ihrem Leitbild das Ziel, alte Rivalitäten mit Nachbargemeinden zugunsten von gemeinsamen Projekten aufzugeben. Dabei soll die Nachhaltigkeit als Richtschnur gelten und konkret umgesetzt werden, beispielsweise als "Energiestadt". Weiter rücken Brig-Glis und das ganze deutschsprachige Wallis mit der Eröffnung des Eisenbahnbasistunnels am Lötschberg Ende 2007 eine Stunde näher an die deutsche Schweiz und werden zum "Naherholungsgebiet" des bevölkerungsstarken Mittellandes. Und schliesslich entstehen in der Nähe von Brig-Glis mehrere neue Schutzgebiete mit besonderen Chancen für einen naturnahen Tourismus.
Kurz: Die Stadt Brig-Glis befindet sich in einer Phase des Umbruchs und der Neuorientierung.
"Kooperation" und "Nachhaltigkeit" werden dabei zu den Schlüsselbegriffen für die Zukunft der Stadt, die der Bevölkerung eine hohe Lebensqualität und den Besucherinnen und Besuchern eine grosse Attraktivität bieten will.
Mit der Verleihung des Titels "Alpenstadt des Jahres" ermuntert die Jury die Behörden der Stadt Brig-Glis, sich mit Elan und Ausdauer für eine offene, lebenswerte Stadt einzusetzen. Der Titel ist eine Einladung an die Bevölkerung und alle gesellschaftlichen Gruppierungen, sich während eines Jahres vertieft mit der "doppelten" Identität - der städtischen und der alpinen - auseinanderzusetzen, die Beziehungen zum Umland zu vertiefen und sich mit Nachbargemeinden und den anderen Alpenstädten zu vernetzen. Das Projekt "Alpenstadt des Jahres" leistet so einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Alpenkonvention.
In Brig-Glis sind die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Alpenstadtjahr gegeben. Die Jury freut sich auf ein anregendes Alpenstadtjahr in Brig-Glis.
Gerhard Leeb, 06.02.2006